Von Weißen Haien und Kartoffelsalat

Antauchen in der Oberlausitz 19.-21.04.02

Sonne, 30°C, tolle Sichtweiten, Palmen, weißer Sand, 29 Grad Wassertemperatur, Haie, Mantas, Schildkröten, ….das haben wohl alle von uns schon einmal erlebt. Regen, 9°C, Sicht 0-5 Meter, Briken ohne Blätter, rutschiger Granitfels, 3 °C Wassertemperatur, ein Hecht, zehn Barsche….das haben wohl noch nicht alle Anhänger unseres Sportes erleben dürfen. Zumindest die 13 +1/2  Teilnehmer unseres diesjährigen Antauchens  in der Oberlausitz sind wieder der Erfahrung reicher, daß Steina ein Garant für mieses Wetter ist.

Aber es gab schon schlimmere Wochenenden mit Dauerregen und Schneefall. So daß die beiden Sonnenstrahlen am Samstag Abend und Sonntag Mittag gänzlich zur wachsenden guten Laune beigetragen haben. Los gings wie gewohnt am Freitag vom SVC Heim aus gen Eastside.

Über Kulmbach, Hof, Plauen, Dresden und Plusnitz waren die 285 Kilometer in nur dreieinhalb Stunden Fahrzeit geschafft. Nach  herzlichem Willkommensgruß der immer bestens gelaunten Ria Günther in Steina, ging es gleich weiter zum  Steinbruch Hausstein. Mittlerweile ist dort die Tauchbasis der Tauchschule Dresden (www.tauchschule-dresden.de) komplett fertiggestellt. Vor allem die weitläufige, überdachte Veranda ist Gold wert.

Weil der Regen noch auf sich warten ließ beschlossen wir kurzer Hand ins benachbarte Bischheim-Häslich zu fahren. Im hinteren Bereich des Steinbruchmuseums befindet sich die Prelle. Ebenfalls ein Granodioritbruch mit maximal 46 Metern Tiefe. Dort angekommen war es schier unmöglich unseren kuschligen SVC Bus und den zugemieteten Kroker Transporter zu verlassen. Wasserfallartige Regengüsse machten selbst die Rückfahrt zum Haustein zum Aquaplaning-Abenteuer.  Glücklicher Weise war uns Petrus 10 Kilometer weiter wohl gesonnen. Trockenen Fußes gelangten wir über den komfortablen Einstieg in das kühle Gewässer mit 34 Metern Maximaltiefe. Ein guter Entschluß war den Tauchgang rechts herum zu beginnen. In 5 Metern Tiefe begegneten wir den ersten immer zutraulicher werdenden Barschen. Etwas tiefer stößt man auf ein Tischchen mit einem Schlumpf und und einem Schraubstock dekoriert. Gleich darunter (11m) befindet sich eine alte Lore mit Stahlseilen beladen. Tiefster Punkt unseres Tauchgangs war die 30 Meter Marke. Zwar recht düster aber mit relativ guter Sicht (10m) gings wieder höher. Ab 17 Meter bis zur Oberfläche tat man gut daran dicht beieinander zu bleiben.  Höchstens 3 Meter Horizontalsicht waren doch etwas enttäuschend wenig.

Das setzte sich auch am Samstag fort. Nach opulentem Frühstücksmahl und fast schon traditioneller Odyssee durch Ost-Sachsen fanden wir dann doch noch den richtigen Weg zur Horka. Der erste von zwei Tauchgängen brachte auch hier die Ernüchterung: scheiß Sicht! Und das in der Horka. Der sonst  mit seinen tollen Sichtweiten so beeindruckende Steinbruchsee hat es mit uns und weiteren Tauchern aus ganz Deutschland nicht gut gemeint. Vielleicht lag es aber auch daran daß zeitweise fast alle Anwesenden, rund 60 Taucher, in geballter Masse im Lausitzer Einöd herumquirlten.

Nunja, trotzdem ist die Horka immer einen Tauchgang wert. Wenn man von der Plattform aus den großen Schritt vorwärts wagt  und linker Hand abtaucht, stößt man nach gut 12 Minuten auf ein steil in die Tiefe abfallendes Rohr. Dies ist Teil des Pumpwerkes auf das man im weiteren Verlauf des Rohres in 25 Metern Tiefe trifft. Bewohnt wird das alte Gemäuer von einem Plastik-Hummer und einem ausgedienten Fahrradrahmen samt aufgespießten Totenkopf. Außerdem glaube ich in einem Raum eine Kloschüssel gesehen zu haben. Die macht das idyllische Arrangement Perfekt.

Martin und Wolfgang berichteten von einer Begegnung ganz anderer Art. Wohl ziemlich in der Mitte des Sees im hinteren Teil fanden sie nach längerer Tauchzeit in über 20 Metern Tiefe einen Weißen Hai. Ja, Ja, jetzt seit ihr völlig fertig, gell! Das waren die beiden auch. Der 1, 5 Meter lange Süßwasserjäger soll angeblich völlig erstarrt am Grund gelegen haben. Ob es wohl an der Kälte lag?

Sei’s drum, faszinierend ist die Horka allemal. Mit ihrer magischen Anziehungskraft frohlockt sie den Tauchgang doch tiefer abzuschließen als geplant.

Auch der Anblick von oben in den sich weit und tief öffnenten Kessel macht richtig kribbelig. Auf jeden Fall lohnt es sich während der Oberflächenpause mit einem Spaziergang das Gewässer zu umrunden. Nicht unerwähnt bleiben darf der mühsame Aufstieg über die Monster-Leiter. 80 schier nie enden wollende Stufen ließ beim ein oder anderen gequälten Tauchgenossen fast die Gefäße platzen und verursachte zuweilen heftigen Muskelkater. Zur verdienten Belohnung gab es bei der abendlichen Grillsaisoneröffnung lecker Steak und Wurst. Und der endsgeil schmeckende hausgemachte Kartoffelsalat von Mutter Günther verleitete mich dazu mich bis zum Anschlag vollzufressen. Das kleine Geburtstagsständchen für Ralf und ein paar Biere rundeten den äußerst gelungenen Tauchtag ab. Noch leicht verschlafen schälen wir unsere Klamotten vom Seil im Dachboden unseres Etablissements. Auch innen naß gewordene Trockis sind wieder trocken und animieren uns zum letzten Tauchgang unseres Antauchwochenendes aufzubrechen. Dies bedeutet gleichzeitig Abschied nehmen von unserer Hauswirtin. Flaschenfüllen in der Tauchbasis am Hausstein und geradewegs los nochmals einen Versuch bei der Prelle zu wagen. Diesmal klappts ohne Regen! Vielleicht ein gutes Omen für weitere Tauchaktivitäten in der Lausitz.  Ich bin beim nächsten mal auf jeden Fall wieder dabei. Trotz der dieses mal mäßigen Sicht bieten die Steinbrüche um Steina hervorragende Tauchmöglichkeiten. Mit netten Leuten in geselliger Runde ein schönes Wochenende verbringen, ich denke angenehmer kann man seine Freizeit kaum gestalten.

Von Wolfgang Bretschneider

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